Die Fischzucht ist Chris Huisman nicht in die Wiege gelegt worden. Mittlerweile hat der junge Mann jedoch eine echte Passion für den Aal entwickelt. Er betreibt erfolgreich eine Aalzucht und möchte durch Investitionen und Innovationen dazu beitragen, dass diese nachhaltige Art der Tierzucht auch in Zukunft funktioniert.
In seiner Kindheit in der nordholländischen Provinz Friesland lernte Chris, wilde Aale zu fangen und zu räuchern, wie es vor Ort üblich war. Später studierte er Ingenieurwesen und genoss ab und zu geräucherten Aal, so wie es jeder Friese gerne tut.
Der Grundstein seiner Leidenschaft für den Aal wurde 2017 gelegt, als er anfing, auf der Aalfarm zu arbeiten, die der ehemalige Eigentümer der Aalzucht, die heute Chris Huismann gehört, Johan Troelstra aufgebaut hatte. Dank seines Ingenieurstudiums konnte Johan Troelstra sich leicht in die Bedienung der Automatisierungs-, Alarm- und Sicherheitsvorkehrungen einarbeiten, die mit der Aalzucht in rezirkulierenden Aquakultursystemen (RAS) einhergehen. „Ich war begeistert von dem System und den Verfahren und lernte schnell, wie man sich um das Wohl der Fische kümmert, und entwickelte so eine Leidenschaft für Aale“, erzählt Chris.
Die Aalzucht wurde 1992 gegründet und im Jahr 2003 erweitert. Im Jahr 2020 bot sich Chris die Möglichkeit, den Betrieb zu übernehmen, und so wurde die De Palingfabriek (dt. Die Aalfabrik) geboren. Er war froh, diese Gelegenheit nutzen zu können. So wurde er Miteigentümer und allein verantwortlicher Leiter der Aalzucht. Chris erklärt, dass er in Situationen, in denen er Rat brauchte, viel Unterstützung von anderen, erfahreneren Aalzüchtern bekam. Alles in allem wird die Aalzucht in De Palingfabriek von zwei Personen betrieben: Chris und einem Mitarbeiter.
Ich bin stolz auf mein Produkt!
Der größte Teil der Aale, die aus der Palingfabriek kommen, wird im Großhandel an Räuchereien und Fischhändler verkauft. Auch der Verkauf an Privatpersonen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Es ist in dieser Gegend üblich, lokale landwirtschaftliche Produkte wie Obst, Gemüse, Honig, Eier oder Fleisch auf dem Hof zu verkaufen. Daher beschlossen Chris und seine Frau Jetske im Jahr 2022, ein zweites Unternehmen, zur Direktvermarktung von Aalerzeugnissen zu gründen, die Proef & Beleef De Palingfabriek (dt. Probieren & Erleben in der Aalfabrik).
„Unsere Produkte werden täglich auf traditionelle Weise in unserer eigenen Räucherkammer veredelt. Wir haben verschiedene Produkte, die frisch verkauft werden: geräucherter Aal, filetierter Aal und unsere frisch zubereiteten Sandwiches. Außerdem bieten wir geschlachteten Aal zum Selberräuchern an“, erklärt Chris. Jetske ist diplomierte Restaurantfachfrau, und deshalb haben sie nicht nur einen Hofladen, sondern auch ein Hofrestaurant eröffnet. Im Norden der Niederlande ist es nicht üblich, ein Restaurant auf dem Bauernhof zu betreiben. „Glücklicherweise sind aber sowohl der Laden als auch das Restaurant sehr gut besucht. Die Leute, die auf unserer Terrasse oder in unserem Haus eine Tasse Kaffee mit Kuchen, ein Mittagessen oder ein Getränk mit einem Snack genießen, sind begeistert. Ich bin stolz auf mein Produkt!“, sagt Chris.
Sowohl der Laden als auch das Restaurant werden von Jetske geleitet, die auch den Großteil der administrativen Angelegenheiten in den beiden Unternehmen erledigt.
Ich habe eine tolle Geschichte zu erzählen
Chris ist gerne Aalzüchter: „Ich kann eine tolle Geschichte über die Aalzucht erzählen. In der europäischen Aalzucht achten wir wirklich darauf, dass es den Tieren, die in unserer Obhut sind, gut geht. Wir sind hier in Europa ein kleiner Fischwirtschaftsbetrieb und dadurch sehr transparent.“
Laut CITES gilt der Europäische Aal in freier Wildbahn als bedrohte Art, weshalb der Handel mit dieser Gattung kontrolliert werden muss. „Für unsere Arbeit ist es sehr wichtig, dass die Aale, die von unserer Farm kommen, vollständig zurückverfolgt werden können“, sagt Chris. Die Glasaale, die De Palingfabriek für den Start einer neuen Produktionscharge gekauft hat, entsprechen zu 100 % der SEG-Norm. Die SEG-Norm legt die Kriterien für eine verantwortungsvolle und vorbildliche Fischerei, Aquakultur, Aufstockung der Bestände, den Verbrauch und den Handel mit dem europäischen Aal fest.
„Als Aalzüchter bin ich stolz darauf, dass ich zur Renaturierung beitrage. Wenn unsere Glasaale zu Jungfischen von 3 bis 10 Gramm herangewachsen sind, werden etwa 30 % davon in den Binnengewässern der Niederlande, Deutschlands und Polens ausgesetzt. Das Aussetzen von Glasaalen ist wichtig, um den Aalbestand in der freien Natur zu erhalten“, sagt Chris.
Nach 1,5 bis 3 Jahren auf der Farm sind die verbleibenden Aale für den Verzehr bereit, je nachdem, welche Größe die Verbraucher wünschen. Verglichen mit traditionell gezüchteten Tieren kann der Aal Futter leicht in Wachstum umwandeln. Aale haben einen durchschnittlichen Futterquotienten (FQ) von nur 1,4 - 1,5, und laut Chris kann sich der FQ bei kleineren Aalen sogar bis auf 1,1 reduzieren.
Chris fährt fort: „De Palingfabriek ist ein RAS-Betrieb. Die RAS-Zucht ist komplex, und man muss sie verstehen. Für mich ist das eine nachhaltige Form der Zucht, und ich bin überzeugt, dass die RAS-Zucht in Zukunft noch zunehmen wird. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind minimal. Da wir in geschlossenen Systemen züchten, in denen das Produktionswasser im Kreislauf geführt und gereinigt wird verringert sich die Auswirkung auf die Umwelt. Die Wiederverwendung des Wassers führt zu einem geringen Frischwasserbedarf. Außerdem verwenden wir die Wärme, die normalerweise mit dem Wasser abgeführt würde, wieder, was ebenfalls Energie spart.“.
„Mein Betrieb wird nachhaltig geführt und entspricht den Anforderungen der Zertifizierungssysteme, denen wir uns angeschlossen haben. Außerdem unterstütze ich die Initiativen zur Erhaltung des Aals, die von Organisationen wie dem Niederländischen Verband der Fischzüchter NeVeVi und der Stiftung Nachhaltige Aalwirtschaft Niederlande DUPAN gestartet wurden.“.
Wir wollen investieren und innovativ sein
Chris macht sich Sorgen bezüglich der Zukunft der Aalzucht. Dennoch ist er positiv gestimmt: „Vor einem Jahr war ich eher skeptisch: Damals lag der Schwerpunkt der Politik eindeutig auf dem Fang von Glasaalen und großen Aalen. Jetzt verlagert sich der Schwerpunkt weg vom Glasaalfang hin zum Fang erwachsener Aale und dem Rückbau von Staudämmen, damit die Aale zu ihren Laichgründen in der Sargassosee zurückwandern können. Dies wird sich positiv auf den Aalbestand auswirken. Der Aalmarkt ist mittlerweile stabil. Darüber hinaus ist es denkbar, dass die künstliche Fortpflanzung des europäischen Aals in größeren Mengen künftig möglich sein wird. Wenn wir den vollständig geschlossenen Lebenszyklus des Aals in den Griff bekommen, könnte dies zu einem Marktwachstum führen.“
Chris Huijsman ist zukunftsorientiert und sendet diese Botschaft an die Aalwirtschaft und an die Fischzucht im Allgemeinen: „Die Aalzucht hat viele gute Aspekte, wenn man hinschaut und anerkennt, warum wir züchten und wie wir züchten. Wir sind eine neue Generation von Aalzüchtern: Wir wollen mindestens die nächsten 25 Jahre weitermachen, wir wollen investieren und innovativ sein!”